Psychosynthese Institut aeon
Institutsleiter, Coach, Psychosynthese-Therapeut, Trainer
Basel, CH
Mitglied seit 02 / 2009 im Heilverzeichnis
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Aus der Kraft des Herzens – Heilungsmodelle der Zukunft.
Psychosynthese Institut aeon


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Stellen Sie sich einen (Hobby-)Gärtner vor, der einen Baum behandelt, weil der Fruchtertrag nicht zufriedenstellend war.
Der eine Gärtner kommt zum Ergebnis, das Mineralstoffe fehlen und düngt den Boden – das Ergebnis ist eher zufällig. Vielleicht gut oder auch schlecht.
Der nächste Gärtner macht zuerst eine Bodenanalyse und kommt zum Entscheid das ein be¬stim¬mtes Mineral in diesem Boden fehlt und fügt dies zu. Hier ist das Ergebnis wahrschein¬lich besser.
Ein weiterer Gärtner betrachtet den Boden überhaupt nicht, sondern richtet seine Aufmerksamkeit ausschliesslich auf das Wetter und kommt zum Ergebnis, dass das schlechte Wetter daran schuld ist. Zuviel/zuwenig Sonne, zuviel/zuwenig Regen, zu warm, zu kalt, etc..
Der 4. Gärtner widmet sich dem Baum umfassend. Er schaut auf das Alter des Baumes, dessen Bedürfnisse an die Bodenqualität, an das Umfeld, Wetter etc.. Er schaut wahrscheinlich auch, ob der Baum von selbst an diesem Ort gewachsen ist oder ob er an diesem Ort gesetzt wurde, wie der Baum verbunden ist mit der Umgebung, ob er Kontakt zur Umgebung herstellen kann oder nicht. Pflanzen bilden, wie der Mensch mit manchen Pflanzen Freundschaften und mit anderen nicht. Und anhand all dieser Informationen und durch das Bewusst¬werden der Stärken, Schwächen, Herausforderungen und Möglichkeiten, wird der Gärtner einen Plan erstellen, wie und wodurch er dem Baum helfen und in seinem Wachstum unterstützen kann.

Zu welchem Gärtner würden Sie gehen? Ich glaube, das ist keine Frage. Die Antwort ist klar und trotzdem erleben wir in der Medizin und beim Thema Heilen noch sehr häufig die ersten 3 Gärtner, die ganz stark durch ihre Sichtweisen geprägt auf das eine oder andere schwören.

In diesem Vortrag möchte ich aufzeigen, das Heilung mit Bewusst-Werdung und Bewusst-Sein zu tun hat und das dieser Prozess uns unweigerlich zu unserem Herzen – und damit in unsere Mitte führt. Und ich möchte Ihnen aufzeigen, dass wir erst aus dieser Mitte heraus, uns selbst und das Gegenüber wirklich wahrnehmen und unterstützen können.

Und Hand auf’s Herz, - war es letztendlich nicht auch ein Herzenswunsch, der uns in unsere heutige Tätigkeit geführt hat?


Als ich vor über 30 Jahren mit meiner Arbeit in der Psychiatrie angefangen habe, war ich von den Möglichkeiten der Medizin und der Pharmakologie tief beeindruckt. Ich bin es auch heute noch.
Gleichzeitig habe ich mich intensiv mit Schamanismus und alternativen Heilweisen beschäftigt. Und auch diese Arbeit war für mich absolut logisch, nachvollziehbar und beeindruckend.
Beide Bereiche waren für mich in sich völlig stimmig und sprachen mich auf einer tieferen Ebene (heute würde ich Herzensebene sagen) an.
Die Schwierigkeit für mich bestand darin, dass diese beiden Bereiche gegensätzlicher nicht hätten sein können und es in mir einen regelrechten mentalen Spagat erforderte, beide Pole in meiner Wahrnehmung zu halten. Hier ging es auf der einen Seite um die Medizin und das westliche Heilungsver¬ständnis und auf der anderen Seite um Bewusstsein und das östliche Heilungsverständnis. Und als ich anfänglich in meiner Begeisterung mit meinen Kollegen von all den Möglichkeiten sprach, die durch alternative und schamanische Heilweisen verwirklicht werden könnten, nahm mich eines Tages ein, es mit mir sehr gut meinender, Kollege auf die Seite und klärte mich darüber auf, dass es besser wäre, über meine Begeisterungen zu schweigen, da ich ansonsten für verrückt erklärt würde.

Ich könnte mir vorstellen, dass Sie alle ähnliche Erfahrungen irgendwo auf Ihrem Weg ge¬macht haben.

In der Folge suchte ich nach einem Weg, wie sich beides verbinden liess und fand dies in der Psychosynthese. Die Psychosynthese hat mir geholfen, beide Welten zu verbinden.

Psychosynthese ist ein grossartiges Konzept, welches die verschiedenen Bereiche des Heilens miteinander verbindet und mithilft Engpassanalysen zu erstellen.
Ich will ihnen kurz das Konzept der Psychosynthese vorstellen und Ihnen einen Einblick in die damit verbundene Denk- und Arbeitsweise geben.

Hierzu möchte ich Ihnen das Menschenmodell der Psychosynthese, auch bekannt als „Ei-Diagramm“, vorstellen.  Bild 1



1. Das untere Unbewusste
entspricht dem Unterbewussten der traditionellen Psychologie und umfasst die elementaren physiologischen Lebensvorgänge, die Koordination unseres Körpers, die grundlegenden Triebe, die primitiven Impulse, die unbewussten Erinnerungen früherer positiver als auch negativer Erfahrungen, sowie verschiedene pathologische Mani¬festationen. (Erinnerungen/Traumatas, Komplexe). Das untere Unbewusste ist unsere Schatzkammer und beinhaltet Ressourcen, die wir noch nicht entdeckt oder entwi¬ckelt haben. (- wie die Ressourcen in unserer Erde)

2. Das mittlere Unbewusste
symbolisiert die Ebene, die unserem Wachbewusstsein potentiell bewusst ist. Freud nannte diesen Bereich den Vorhof des Bewusstseins. Es bezeichnet den Bereich, in dem unsere Erinnerungen rasch abrufbar sind. Es ist auch der Raum, in dem eine Art von psychischer Vorbereitung oder Integration von Erfahrenem stattfindet. (Tele¬fonnummer)

3. Das höhere Unbewusste
ist bisher nur in der Psychosynthese begrifflich ausführlich erfasst. Es ist das Zu¬hause unserer höheren Bestrebungen und Intuitionen, der höheren, aber oft latenten und unbewussten psychischen Funktionen und geistigen Energien. Hier finden wir die höheren Empfindungen, künstlerische, philosophische, wissenschaftliche und ethi¬sche Offenbarungen. Es ist die Quelle des Genies und der Zustände der Kontemp¬lation, Erleuchtung und Ekstase. Vom Überbewussten kommen die Impulse und Energien, die die Entwicklung des einzelnen und der Menschheit insgesamt formen. Es ist der Bereich, in den wir gelangen, wenn wir uns unserem wahren Selbst annähern und sogenannte „Gipfelerlebnisse“ oder transzendierende Erfahrungen haben. (Einheits¬erlebnis, Erlebnisse der Erweiterung) In der „neuen Psychosynthese“ gibt es hier eine weitere klare Unterscheidung, auf die ich später noch eingehen werde.

4. Das Bewusstseinsfeld
spiegelt die von uns im Moment bewusst wahrgenommenen Inhalte unseres Be¬wusstseins. Es ist der Bereich, den wir unmittelbar über unsere Sinne erfahren und den wir als den „unendlichen Strom des Bewusstseins“ in Form von Bildern, Gedan¬ken, Impulsen, Gefühlen, Empfindungen und Wünschen wahrnehmen. In diesem Be¬reich bewerten, analysieren und beobachten wir andauernd. Das Bewusstseinsfeld ist einer ständigen Veränderung unterworfen, da es sich wie ein Scheinwerfer ständig auf neue Inhalte ausrichten kann. Unsere Aufgabe ist es, unser Bewusstseinsfeld zu er¬weitern und damit unserer Selbst bewusster zu werden. Wir können das Bewusstseins¬feld im Ei-Diagramm nach unten, seitlich und nach oben erweitern. Die personale psy¬chologische Arbeit macht uns die Inhalte aus dem unteren Unbewussten bewusst. Seitlich können wir uns bewusster werden über unsere Interaktionen mit unserer all¬täglichen Umwelt. Nach oben bringt die transpersonale spirituelle Arbeit Inhalte aus dem Höheren Unbewussten ans Licht. (Wahrnehmung im Moment)

5. Das Ich
ist das Zentrum unseres Bewusstseins, ist der Punkt reiner Selbstbewusstheit. Es ist der Ort des „Ich bin“, der erfahren werden kann, wenn wir uns von den Inhalten unse¬res Bewusstseins loslösen können. Es ist auch der Sitz unseres wahren Willens, der Fähigkeit, die uns die Freiheit gibt zu entscheiden, mit welchen psychischen Inhalten (Gefühlen, Gedanken, Glaubenssätzen, Motiven, Impulsen etc.) wir uns identifizieren oder von welchen wir uns abwenden wollen. Es ist der Ort, an dem wir uns in einer Kontinuität erleben. Die Inhalte verändern sich, das Ich bleibt relativ konstant. (Zent¬rierung)

6. Das höhere oder transpersonale Selbst
ist der Punkt unseres eigentlichen Seins. Es ist der Ort des „Selbstbewusst-Seins“ im Gegensatz zur „Selbstbewusstheit“ des Ichs. Es ist unsere geistige Quelle, der Ort, an dem wir „Eins-Sein“ erleben. Es ist der Ort, an dem sich die Dualität aufgelöst hat, wo wir verbunden sind mit allem. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen dem Erfahrenden und dem Erfahrenen, alle Unterschiede lösen sich an diesem Ort auf. Es ist das synthetisierende Zentrum unserer Persönlichkeit, unsere eigentliche wesentliche Natur, die sich, beispielsweise durch die Inhalte, die uns aus dem höheren Unbewussten zuströmen, bemerkbar macht. Der Stern ist zur Hälfte im Ei-Diagramm, zur Hälfte ausserhalb gezeichnet - und symbolisiert damit die universale und die indivi¬duelle Natur. Das heisst, wir sind in unserer wahren Natur sowohl universell als auch individuell. (Einheit)
Ich werde oft gefragt, wie wir in der Meditation die Ich-Identifikation von der Selbst-Identifikation unterscheiden können. Einer der für mich wesentlichen Unterschiede besteht darin, dass wir in der Ich-Identifikation die transpersonale Ebene erfahren, uns aber immer noch als getrennt und individuell wahrnehmen; wir befinden uns immer noch in der Ebene der Dualität, während wir in der Selbst-Identifikation uns in der grösseren Einheit auflösen. Es ist die Ebene der Nicht-Dualität.

7. Das kollektive Unbewusste:
Als Menschen sind wir in Verbindung mit unserer Mitwelt. Die äussere Linie im Ei-Diagramm symbolisiert eine Abgrenzung aber keine Trennung, sie kann vielmehr als eine Membran verstanden werden, die uns in einem Prozess der „psychologischen Osmose“, in einem ständigen Austausch mit der Mitwelt hält. Es ist im Wesentlichen dem „kollektiven Unbewussten“ von C. G. Jung ähnlich, wobei wir auch im kollektiven Unbewussten im Gegensatz zu Jung eine klare Unterscheidung der verschiedenen Dimensionen treffen und primitive archaische Strukturen sehr klar von den höheren, vorwärtsgerichteten überbewussten Aktivitäten unterscheiden. (z.B. kollektives Leiden, kollektive Begeisterung)


Nun auf die Gefahr hin Sie zu verwirren, möchte ich Ihnen gleich noch ein zweites Modell vorstellen. In vielen Traditionen sprechen wir von der Dreiteilung Körper, Seele und Geist. Manchmal wird dieser Aufbau in neuzeitlicher Literatur durcheinander gebracht, aber wir wollen das hier und jetzt klären.

Diese Dreiteilung lehnt sich an die kabbalistische Tradition des Lebensbaumes an. Die oberste Triade (blau) ist reiner Geist (der göttliche Funke, das höhere Selbst), das sich in die beiden Sphären Chochmah (Weisheit / Abba = den höchsten Vater) und Binah (Verständnis / Ama = die höchste Mutter) aufteilt..
Die zweite Triade (grün) entspricht der individuellen Seele. Und wird gebildet durch Chesed (Barmherzigkeit/Liebe), Geburah (Stärke/Wille) und Tiphereth (Schönheit)

Tiphereth (Schönheit), das Herzzentrum können wir auch als die Sonne der Persönlichkeit verstehen. Die Sonne ist das zentrale Element in unserem Sonnensystem und so auch in unserer Persönlichkeit. Hier ist der Ort der pulsierenden Kraft, die weit über das System hin¬ausreicht und in das Universum hineinwirkt. Die Sonne ist, wie das Herz ein echter Lebensspender und die Quelle der Lebendigkeit.
Das Symbol der Sonne wurde auch in vielen Traditionen als höchstes spirituelles Symbol verstanden und dem Gold gleichgestellt, bzw. durch das Gold verehrt.
Die Sonnengötter wurden über die Traditionen hinweg auch immer als Heilgötter verehrt. Dies ist ein äusserst interessanter Aspekt, wenn wir davon ausgehen, dass die Götter nichts anderes sind als Archetypen unserer menschlichen Existenz. Es gibt uns einen wichtigen Hinweis auf das Herz als zentralen Ort der Heilung. Zugleich ist Tiphereth, das Herzzent¬rum die absolute Mitte in unserem Modell, der Ort der Balance und des Ausgleichs. Es sorgt für Stabilität und Zusammenhalt.

Um die Erläuterungen zu vervollständigen, möchte ich noch kurz auf die 3. Triade (rot), die eigentlich ein Quadernio ist, eingehen. Sie symbolisiert die Persönlichkeit.

Hier können wir eine äusserst interessante Unterscheidung treffen. Im kabbalistischen Lebensbaum gibt es eine Differenzierung zwischen niederer und höherer Seele (Ruach).

Ich persönlich spreche von Psyche und Seele, da wir in unserem Sprachgebrauch beide Worte benutzen und sehr oft auch ganz spezifisch verwenden. In der Psychologie und Psychiatrie richten wir unsere Aufmerksamkeit oftmals auf die „niedere“ Seele, auf die Psyche. In der transpersonalen Psychologie und in spirituellen Traditionen richten wir unsere Aufmerksamkeit auch auf den höheren Aspekt, die „Seele“.

Dies ist eine Unterscheidung, die oft unbewusst gemacht wird. Die Psyche ist zwar genauso Teil der Seele, aber sie kann mehr als „der Schattenaspekt der Seele“ verstanden werden, wobei der Schatten in keinster Weise abwertend zu verstehen ist, ganz im Gegenteil – ohne Schatten kein Leben auf unserem Planeten. Die Psyche ist der seelische Aspekt auf der Per¬sönlichkeitsebene. Es ist der Teil, der am meisten von unseren Erfahrungen geprägt wird.

Sandor Ferenczi formulierte es in seiner Arbeit "Entwicklungsstufen des Wirklichkeitssinnes" (1913) folgendermassen:
"Es wäre unsinnig zu glauben, dass die Seele erst mit dem Augenblick der Geburt zu wirken beginnt." "... wir können behaupten, dass die Spuren intrauteriner Vorgänge nicht ohne Einfluss auf die Gestaltung derjenigen nach der Geburt sich produzierenden Psyche bleiben."
Auch Rank sprach in seinem Buch „Trauma der Geburt“ (1924) von der Psyche als etwas, das gleichsam aus dem Versuch das Trauma der Geburt zu verarbeiten, entsteht.

Es ist also auch in der Psychotherapie durchaus kein neuer Gedanke, Seele und Psyche zu unterscheiden und bestimmten menschlichen Gebieten zuzuordnen.

Das war jetzt vielleicht etwas viel Theoretisches und es fehlt hier auch die Zeit, um tiefer auf die einzelnen, höchst interessanten Aspekte einzugehen – und wie gesagt, ich bes¬chäf¬tige mich auch erst seit 30 Jahren damit und entdecke täglich neue Zusammenhänge.

Ich möchte die ganze Theorie jedoch noch etwas Praktischer darstellen.

Nehmen wir unseren Planeten und unser Sonnensystem. Und ganz nach dem Motto, „Wie oben so unten, wie innen so aussen“, übersetzen wir das gerade Besprochene auf diese Ebene.

Wir haben die Sonne als das höchste Prinzip, das höhere Selbst. Die Seele entspricht in etwa der Atmosphäre unseres Planeten und hier können wir bereits einen wichtigen Aspekt der Seele erkennen. Die Atmosphäre filtert das Licht und die Energie der Sonne auf ein für die Erde und deren Lebewesen erträgliches Mass. Eine Störung in unserer Atmosphäre hat sofort Einfluss auf uns am Boden.
Der Bodenoberfläche und alles Sichtbare oberhalb des Bodens entspricht in etwa unserem mittleren Unbewussten und unserm Wahrnehmungsfeld.
Alles im Boden, bzw. unterhalb der Oberfläche entspricht dem unteren Unbewussten und hier sehen wir, wie wichtig dieser Bereich ist, verhilft er uns doch zu Wachstum und Nah¬rung und versorgt uns mit einer Unmenge an Ressourcen. Aber auch hier gilt, Störungen im Boden können Störungen im Leben an der Oberfläche zur Folge haben. Auch hier gilt, wie überall, es ist nicht unbedingt die Substanz die Störungen verursacht, sondern die Interaktion zwischen den Protagonisten.

Und so haben wir nun den Kreis mit dem anfänglichen Bild, dem Baum und dem Gärtner, wieder geschlossen. Wir können erkennen, dass wir sowohl Gärtner als auch Baum sind und dass Heilung darin besteht, uns in unserer Gesamtheit im Zusammenspiel mit den ver¬schiedenen Ebenen wahrzunehmen und entsprechend zu handeln. Es ist wichtig uns bewusst zu machen, wo und wie wir wachsen, wie unsere Wurzeln und das sie umgebende Erd¬reich beschaffen sind, wie wir unseren Stamm und unsere Äste entwickeln konnten, was für Früchte wir gewohnt sind zu produzieren und inwieweit wir gezweit, d.h. ein Ast von einem anderen Baum aufgepfropft bekamen. Wir können uns bewusst machen, in was für einem Umfeld wir aufwachsen und wie wir mit diesem Umfeld in Verbindung sind. Wir können uns bewusst machen, inwieweit wir im Rhythmus der Natur schwingen oder welche Zweige zur falschen Zeit blühen. Wir können uns bewusst machen, das es Zeiten gibt, in denen es zuviel oder zuwenig regnet oder die Sonne scheint. Und wir können lernen, uns wieder in den Rhythmus unserer inneren Natur zu begeben.


Doch wie machen wir das? Wie schaffen wir dieses Bewusst werden und –Sein?

Identifikation / Dis-Identifikation und Selbst-Identifikation

Im Alltag bin ich identifiziert mit den verschiedenen Rollen und Aufgaben/Anforderungen meines Daseins. Ich bin abgelenkt, durch all das, was ich im innen und aussen sehe und wahrnehme. Ich bin „gefangen“ in meiner Welt der Gefühle, Gedanken, Triebe, Begierden und Wünsche. Wir nennen dies in der Psychosynthese die Welt der Teilpersönlichkeiten. In anderen Psychologierichtungen sprechen wir vom Schatten, vom Ego, von Animus und Anima, Ich, Über-Ich und Es, um nur einige zu nennen.
Gemeinsam ist allem, das wir in diesen Teilpersönlichkeiten mit bestimmten Aspekten un¬serer Selbst identifziert sind und uns damit in einem Trancezustand (Phänomen einge¬schränkter Bewusstheit) befinden.
Oftmals fällt uns dieses „Identifziert-sein“ nicht einmal auf. Nur unser Umfeld registriert, dass wir anders reagieren, als sonst gewohnt. Die Übergänge sind fliessend. (Auch hier kön¬nen wir die Brücke schlagen zu unserer Umwelt - der Übergang von einer wohlwollenden, zu einer destruktiven Natur ist oftmals nicht genau wahrnehmbar.)

Was notwendig ist um in unsere Mitte zu finden, ist der Rückzug aus diesen verschiede¬nen Inhalten und Identifikationen, ist die Notwendigkeit sich auf die innere Kraft, auf die innere Heil-Quelle zu besinnen. Wir nennen dies die Dis-Identifikation und die Selbst-Identifikation, weil wir uns ganz bewusst in unser Zentrum zurückziehen und mit unserem Herzen als seelisch-geistigen Aspekt identifizieren.
Hier werden wir zum Beobachter, zur Beobachterin ohne uns im Alltäglichen zu verstricken und können die Gesetze und Wirkungs¬weisen der Natur in- und ausserhalb von uns wahrnehmen und erfahren.
In unserem Zentrum/ Ich / Herzen entdecken wir unsere Mit-Verantwortung an dem was geschieht und wir können erkennen, wie Bilder, Gedanken, Glaubenssätze, Gefühle, die Identifikation mit einer bestimmten Rolle zur Bildung unserer Realität beitragen.

Wir können erkennen (nicht immer sofort) wohin uns der Weg führt, was uns hilft und fördert und was uns schadet. Wir können uns die Hilfe holen die wir wirklich brauchen – innen wie aussen.
Wir beginnen zu erkennen, wie wir die Welt und die Freuden und Leiden in ihr mitkreie¬ren und durch das erkennen des transpersonalen und spirituellen Aspektes im Leben, können wir besser loslassen.

Loslassen von all den Themen der sogenannten „eigenen Schuld an der Krankheit“, weil wir uns eingestehen können, dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, zwischen Kopf und Fuss, als wir uns eingestehen und dass wir nicht immer in der Lage sind, die Wege unserer Seele zu verstehen.

Gerade deshalb ist es umso wichtiger, uns ganz bewusst auf unser Herz und unsere Herzensqualitäten zu besinnen, den Mut zu haben, den Menschen und auch mir selbst, mit Liebe und Mitgefühl zu begegnen.

Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) sagte: „Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert.“ Lassen Sie uns nicht den Kopf verlieren, aber uns wieder auf das be¬sinnen, was in der Aussage „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ zum Ausdruck kommt. Öffnen wir uns einer ganzheitlichen Bewusstheit, einem göttlichen Erfassen, wie es in der Entwicklung des Menschen noch nie da war.

„Um uns zutiefst zu öffnen, wie es ein echtes spirituelles Leben erfordert, brauchen wir ungeheuer viel Mut und Kraft – eine Art Kampfgeist. Doch der Ort, wo sich diese Kraft des Kriegers entfaltet, ist das Herz. Die Energie, die innere Verpflichtung und den Mut brauchen wir nicht dazu, um vor unserem Leben davonzulaufen, und auch nicht, um es mit irgendeiner Philosophie zuzudecken, sei sie materialistisch oder spirituell“, sagt Jack Kornfield. „Wir brauchen das Herz eines Kriegers, damit wir uns unserem Leben unmittelbar stellen und uns direkt mit unseren Schmerzen und Grenzen, unseren Freuden und Möglichkeiten befassen können. Dieser Mut macht es möglich, jeden Aspekt des Lebens in unsere spirituelle Praxis miteinzubeziehen: unseren Körper, unsere Familie, unsere Gesellschaft, die Politik, die Ökologie der Erde, Kunst, Erziehung und Ausbildung. Nur so können wir Spiritualität wirklich in unser Leben integrieren.“

Ganz unabhängig ob wir ein spirituelles Leben leben wollen oder nicht, glaube ich, dass es ungeheuer viel Mut und Kraft braucht, Kopf und Herz zu verbinden und uns dem Leben bewusst zu stellen und uns direkt auf die damit verbunden Erfahrungen einzulassen.

Ich persönlich glaube, dass es in naher Zukunft mehr Menschen geben wird, die nicht mehr eine mechanistisch denkende Medizin und Heilkunst wollen, sondern eine ganzheitlich spirituelle Heilkunst fordern. Eine Heilkunst die hilft, bewusst zu werden, die mithilft das Leben und dessen Gesetze besser zu verstehen und offen zu werden für das was kommt. Eine Heilkunst die sich selbst mehr bewusst ist, ihre Grenzen anerkennt, sie zu überwinden sucht und gleichzeitig ein höheres (noch nicht verständliches) Wirken anerkennt.
Eine Heilkunst, die sich ganz bewusst dem Menschen öffnet und anerkennt, dass sich hier zwei Seelen auf der Reise begegnen.

Und wie wird dann ein Heilender einem Menschen (Patienten) begegnen? Wie ist der Zugang und wie finden sie gemeinsam den Weg der Heilung?

In der Frage steckt bereits die Antwort. Wenn wir als Heilberufler einem anderen Menschen begegnen aus dem Verständnis heraus „eine Seele auf ihrer Reise“, werden wir den Menschen mehr in seiner eigenen Kraft aktivieren. Wir werden ihm als gleichberechtigte Wesen ge¬genüber stehen, bzw. nebeneinander. Weil wir gemeinsam den Weg der Heilung gehen, uns sozusagen ganz tief vom Menschen berühren lassen, ihn respektieren, achten und verstehen und mit ihm zusammen neue Wege und Möglichkeiten der Heilung entdecken können.
Es ist diese tiefe Herz zu Herz Verbindung, die uns für den Zeitpunkt oder Zeitraum des gemeinsamen Heilens, und darüber hinaus, mit unseren Klienten/Patienten ganz tief verbindet. Nicht ich heile oder der Patient heilt sich selbst, sondern wir heilen. Und mit diesem „heilen“ heilen wir uns auch immer wieder ein Stück selbst dazu. Wir tauchen ein in das Gesetz der Wechselwirkungen, mit einem ganz neuen Verständnis. Wir wissen, dass es kein „da draussen“ gibt. Das dieses „draussen“ auch immer gleichzeitig mein „innen“ ist und das Heilung immer auf beiden Ebenen geschieht.
Wir wissen, das wirkliche Heilung Bewusstwerdung bzw. Bewusstsein bedeutet und zu den entsprechenden Handlungen führen muss. Im innen, wie im aussen. Und vielleicht ist es auch gerade das, was uns manchmal davon abhält, uns unserem tiefsten Innern, unserem Herzen zu öffnen – das Bewusstsein um die Verantwortung, das Bewusstsein darum, dass ich antworten muss – wenn ich mir bewusst bin. (z.B. auf meine Krankheit, meine Beschwerden, meine Konflikte und Herausforderungen)

Und das bringt uns auch schon zu einer nächsten Frage:
Was müssen Heilende entwickeln?
Uns dieser Aufgabe zu widmen erfordert Mut und Kraft, und die Bereitschaft, voll ins Le¬ben einzutauchen. Es erfordert eine geistige Schulung, die nur durch das bewusste und ausdauernde Training der Willens- und der Herzenskraft entwickelt werden kann. Und Hei¬lende müssen bereit sein, ihr Wissen loszulassen und Neuland zu entdecken. Das klingt viel¬leicht logisch und einfach, und sie werden dies vielleicht als selbstverständlich erachten, aber in meiner Erfahrung ist dies alles andere als einfach. Es heisst auch immer wieder, für den Moment loszulassen, wovon man absolut überzeugt ist. In Hawaii gibt es das Sprichwort: „Keine Schule lehrt alles Wissen der Welt.“ Vielleicht kann eine Schule überhaupt nicht das Wissen der Welt lehren, sondern nur darauf vorbereiten, Veränderungen zuzulassen und immer weiter zu forschen.
Gleichzeitig braucht es auch eine gesunde kritische Haltung, um nicht jeden Firlefanz und Schlenker mitzumachen, sondern alle Praktiken, Konzepte und Regeln zu hinterfragen und auf ihre Wirksamkeit kritisch zu überprüfen. Denn, letztendlich ist die Wirksamkeit das Mass der Wahrheit.

Kommen wir noch zu einer letzten Frage:
Wie sieht die Zusammenführung der verschiedenen Aspekte der Heilung aus? Oder wie sehen Krankenhäuser der Zukunft aus?
Die Praxen und Krankenhäuser der Zukunft werden mehr Ähnlichkeiten mit unseren heutigen Wellness-Hotels haben, als mit etwas anderem. Es werden grundsätzlich Gemein¬schaftspraxen entstehen, in denen die verschiedenen Disziplinen (Medizin, Geistheiler, Therapeut, Ernährung, Farbberatung etc.) zum Wohle des Klienten/Patienten zusammenarbeiten. Sie werden auch nicht mehr als Krankenhäuser, sondern Wellness- und Gesundheitsressorts bezeichnet werden.
Das Bewusstsein, dass wir alle aus Energie bestehen, wird sich durchgesetzt haben und die behandelnden Personen werden die Heilungsprozesse auf verschiedenster Ebene energe¬tisch (mental) unterstützen. Die gemeinsamen Meditationen und die über das ganze Areal verteilten Meditationsecken, werden die Heilungs¬prozesse beschleunigen. Denn jeder Heilungsprozess ist am Ende ein Bewusstwerdungsprozess. Letztendlich geht es immer wieder darum, dass unsere Seele sich auf einer Bildungsreise befindet, und die Welt in Ihrer Vielfalt an Möglichkeiten erforschen will. Krankheit gehört, für sich allein gestellt als Erfahrung, aber auch als Hinweistafel bezüglich unseres Lebensweges, dazu.

© Autor: Gerhard Schobel ist Institutsleiter und Gründer des aeon®, Zentrum für Psychosynthese und ganzheitliches Heilen

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