Wenn 'Klammern' zum Beziehungskiller wird

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Die traute Zweisamkeit einer Partnerschaft zu genießen, das gelingt vielen Paaren nur in der direkten Anfangszeit einer Beziehung. Denn je weiter die Partnerschaft fortschreitet, umso mehr schleichen sich auch negative Gefühle wie Eifersucht oder die Angst des Verlustes ein, die eine eigentlich gut funktionierende Beziehung vergiften können.

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Das Klammern - sich der Anfänge bewusst werden

In der Anfangszeit einer Beziehung ist der Blick durch die rosarote Brille immer ein Vergnügen und das Paar möchte jeden Tag und jede Stunde miteinander verbringen. Vergeht die Zeit, dann werden auch alte Freunde wieder wichtig und es kann geschehen, dass auch andere Interessen, wie der Partner, von Wichtigkeit sein. So kann der Mann wieder in seinen Fußballclub gehen und die Frau lädt wieder ihre Freundinnen zu einem wöchentlichen Kaffeeklatsch ein. Ist dies aber nicht möglich, sondern die Zeit vergeht und die Zweisamkeit muss ganz strikt gelebt werden, dann kann dies schon das erste Klammern sein. Jetzt heißt es auf die eigenen Reaktionen zu achten und sich zu überlegen, ob es wirklich so eine Katastrophe ist, wenn der Partner mal seinem eigenen Hobby oder Interessen nachgehen will oder einfach mal etwas ohne die Frau unternimmt.

Natürlich sind die Sauftouren mit Freunden bei vielen Frauen nicht gerade eine beliebte Freizeitbeschäftigung für Männer. Aber wer seinen Partner nicht erdrücken will, sollte auch bei solchen Aktivitäten tolerant sein. Hierbei sollte man aber nicht nur einen Blick auf die Freizeitbeschäftigungen des Partners legen. Sondern es sollte der Blick auch dafür geschärft werden, ob man selber noch ein eigenständiges Leben hat.

Muss der Partner immer in der Nähe sein?
Ist man unglücklich, wenn mal wieder Stunden ohne Zweisamkeit kommen?

Die ersten Zeichen von Klammern können auch sein, dass man verzweifelt ist, wenn der Partner vielleicht mal mit seinen Freunden unterwegs ist. Macht man sich in diesen Stunden eine schöne Zeit alleine oder mit den eigenen Freunden oder sitzt man zu Hause und denkt die ganze Zeit darüber nach, ob der Partner vielleicht Dummheiten macht... Das sollte nicht dazu führen, dass man dem Partner Vorwürfe macht, aber der Blick sollte auf das eigene Verhalten gerichtet werden und so kann es gelingen, dass man merkt, dass man schon auf dem Weg zum "Klammern" ist. Natürlich ist es kein Klammern, dass man sich Sorgen macht, wenn der Partner mit dem Auto unterwegs ist und vielleicht in gefährliche Situationen geraten kann.

Das Handy als Waffe

Für viele junge Paare ist es das Schönste, wenn man sich immer wieder per Handy melden kann, wenn man mit dem Partner nicht zusammen sein kann. Da werden kleine Liebesnachrichten geschickt und vor dem Schlafengehen ist ein Gute-Nacht-Anruf einfach Pflicht.

Doch was am Anfang noch ein Zeichen der Glückseligkeit sein kann, dass wird über die Zeit sehr nervig und kann der erste Schritt zum Klammern sein. 50 Anrufe auf der Arbeit und ist der Partner mal mit Freunden unterwegs, dann kommen noch unzählige Kontrollanrufe dazu - das kann eine Beziehung schnell beenden. Jetzt sollte der kritische Blick auf das eigene Verhalten folgen und jeder Mensch mit einem solchen Telefonverhalten sollte sich die Frage stellen, ob er selbst diese vielen Kontrollanrufe ertragen würde. Ist diese Frage ganz klar mit einem Nein zu beantworten, dann sollten man dem Partner dieses Verhalten auch nicht zumuten. Sollte sich der Partner dazu entscheiden, aus dieser Kontrollsituation ausbrechen zu wollen, gibt es nur eins: schnell handeln und die Beziehung retten. Das ist leicht aber auch schwer, denn am Anfang steht die Erkenntnis und die Bereitschaft sich selbst und das eigene Verhalten ändern zu wollen und zu können - es muss nicht gleich eine Eifersucht-Therapie sein.

Das Leben des Partner planen

Natürlich ist es für Paare schön, wenn man den nächsten Urlaub planen kann oder wenn schöne Unternehmungen anstehen, die gemeinsam einfach mehr Spaß machen werden. Doch hierbei sollte man sich immer unter Kontrolle haben, denn ein gemeinsamer Urlaub oder ein gemeinsamer Besuch eines Konzerts sollte nicht heißen, dass man das Recht hat, das Leben des anderen Menschen vollkommen in sein Leben mit einzuplanen.

Möchte man selbst, dass ein Anderer die eigenen Schritte vorgibt?
Möchte man, dass man ein Leben führen muss, dass bis ins Letzte geplant wurde?

Wer nicht gerade eine unterwürfige Rolle in einer SM-Beziehung führen will, der wird mit diesem Leben nicht zufrieden sein. Denn jeder Mensch hat doch ein Recht auf seine Eigenständigkeit! Plant man gerne für die Partnerschaft, dann sollte man immer kritisch nachhaken, ob dies wirklich alles noch in einem normalen Rahmen ist. Und immer zusammen.

Schlechte Erfahrungen aus anderen Beziehungen

Wer in einer neuen Beziehung ist, der sollte immer darauf achten, dass die vorherige Beziehung auch in den eigenen Gedanken wirklich beendet wurde. Ist der Ex-Partner aber immer noch im Kopf vorhanden, dann kann dies auch zum Klammern führen. Hat der Ex die Beziehung ganz überraschend beendet und dies aus einem bestimmten Grund, dann können gleiche, unveränderte Verhaltensweisen beim aktuellen Partner auf einmal zu Warnsignalen werden, die mancher Mensch zum Anlass nimmt, mit Klammern dagegen zu wirken. Das Resultat wird oft sein, dass der/die "Neue" auch einfach gehen wird. Selbst kleinste, scheinbar unbedeutende Situationen im Alltag können falsch gedeutet werden und die Kontrolle in der Beziehung beginnt, die nun mit extremem Klammern gelöst werden soll.

So ist es unerlässlich, dass man in der neuen Beziehung die Erfahrungen aus anderen Partnerschaften nicht generell mit einbaut. Es sollte jedem neuen Partner die Chance gegeben werden, sich als guter Partner beweisen zu können.

Den Partner so fest zu umklammern, dass dieser fast nicht mehr atmen kann, kann immer dazu führen, dass die Partnerschaft einer unnötigen Zerreißprobe ausgesetzt wird.


Letzte Änderung: 14.12.2017

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